"Es fällt mir nicht schwer, weil ich weiß, dass etwas sehr Positives zurückbleibt", sagt der gebürtige Geraer, der vor wenigen Tagen seinen 62. Geburtstag feierte. Das wirtschaftlich stabile, weltweit agierende Unternehmen, das seit Jahren beim Umsatz Wachstumszahlen im zweistelligen Bereich schreibt und für viele Menschen in der Region ein verlässlicher Arbeitgeber ist, hat Hartmut Tschritter entscheidend mit geprägt. 39 Jahre - das sind rund 20 Prozent der Geschichte des Werkes. Und darauf ist er schon ein wenig stolz. Auch darauf, dass es seit Bestehen des Betriebes nie so viele Veränderungen wie in den Jahren 1995 bis 2000 gegeben hat. Mit der Umgestaltung zum Industriepark gingen auch tiefgreifende Veränderungen an der Gebäudesubstanz und große Investitionen in das Chemiewerk einher.
Hartmut Tschritter, der sein Abitur an der damaligen EOS I in Gera machte, hat seinerzeit auf seinen Chemielehrer gehört: „Du studierst Chemie".
Es ist auch wichtig, Visionen zu haben.
Hartmut Tschritter
1970 schloss er in Merseburg sein Studium als Diplomchemiker ab und war froh, dann nicht im „Chemiedreieck" bei Leuna gelandet zu sein. Sein Weg hat ihn wieder in die Heimat und damit ins Chemiewerk Bad Köstritz geführt. Zunächst als Mitarbeiter in der Forschung. Mit 27 wurde er Abteilungsleiter im Bereich Kieselsäure und mit 30 war er für die gesamte Produktion in Heinrichshall verantwortlich. Die Leitung der betrieblichen Forschung mit damals über 50 Mitarbeitern übernahm Tschritter 1983, 1990 wurde er zweiter Geschäftsführer und im Februar 1991 alleiniger Chef des Chemiewerks. Einen gesunden Ehrgeiz brauche eine solche Entwicklung, denkt er über sich selbst. Und den festen Willen, das Beste aus allem zu machen, was man zu verantworten hat. Ganz gleich, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen. Eines hat er dabei nie aus den Augen verloren - nicht im Alleingang, sondern mit dem ganzen Team zu arbeiten und auch Entscheidungen zu treffen. Jeden Mitarbeiter zu akzeptieren habe er sich zum Grundsatz gemacht, sagt Hartmut Tschritter. Wichtig sei es auch, Visionen zu haben, denkt er an die Zeit nach der Wende zurück. Er habe damals gesagt: Wir haben gute Leute in der Forschung, wir schaffen das in der Marktwirtschaft. So hat er auch seine Mitarbeiter motiviert. Es hat sich gelohnt - die Chemie hat gestimmt.
Hartmut Tschritter wird jetzt nicht nur das Chemiewerk verlassen, sondern gemeinsam mit seiner Frau bald auch Thüringen den Rücken kehren. Das ist lange geplant. Vor zwei Jahren hat er mit seiner Familie beschlossen und auch mit dem Gesellschafter besprochen, dass Schluss ist mit 62. In Baden-Württemberg warten zwei Söhne, die Schwiegertöchter und vier Enkel. Und im privaten Bereich „viele neue Aufgaben, die wichtig sind. Wenn auch nicht so umfangreich wie die eines Geschäftsführers", schmunzelt Tschritter.
Seinen Nachfolger hat er bereits ab Januar ins Unternehmen eingeführt. Dr. Volker Damrath kommt aus der Nähe von Köln. Der gebürtige Helmstedter studierte Chemie in Braunschweig, hat 1984 promoviert und war von 1985 bis jetzt im Dienste der Bayer AG tätig, zuletzt als Verantwortlicher für Produktion und Technik und Mitglied der Geschäftsführung. Damrath ist verheiratet, hat einen 23-jährigen Sohn und eine 18-jährige Tochter. Noch im Laufe dieses Jahres will er mit Frau und Tochter nach Jena ziehen, wohnt zurzeit die Woche über in Gera. Hier im Chemiewerk habe er eine hervorragende Basis dafür vorgefunden, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuschreiben, so der 54-Jährige. Angetan zeigt er sich von dem „offenen und gesprächsbereiten Menschenschlag" hier. Und hat das gute Gefühl, dass man gemeinsam künftige Herausforderungen bewältigen werde.