Ostthüringer Zeitung (OTZ)

Dem Pohlitzer Meteoriten sei Dank

Aus der am 3. August 1831 eingeweihten Saline "Heinrichshall" entsteht das Chemiewerk. Auf eine 180-jährigen Firmengeschichte gründet sich die Erfolgsgeschichte das Chemiewerkes Bad Köstritz. Die Werksfeuerwehr existiert 130 Jahre und vor 20 Jahren kaufte Gesellschafter Kurt Leopold aus New York den Betrieb. All das sind Jubiläen, die dieses Jahr begangen werden. "Wir wollen sie würdig mit unseren Mitarbeitern feiern, weniger mit unseren Kunden, für jene zählt Innovation mehr als Tradition", sagt Geschäftsführer Dr. Volker Damrath, der seit 2009 das Unternehmen leitet. Auf Vorschlag der Werksfeuerwehr öffnet der Betrieb Ende August für einen Tag die Türen. Die Wehr hat heute 19 Mitglieder. Einziger hauptamtlicher Feuerwehrmann ist Hauptbrandmeister Andreas Müller. Alle anderen sind Beschäftigte, die den Brandschutz zusätzlich leisten. Für den 10. September ist das Große Haus des Geraer Theaters gemietet. Von 235 Eingeladenen haben 203 mit ihren 152 Partnern schon zugesagt. "Es ist nicht selten, dass Ehepaare bei uns arbeiten", sagt der Geschäftsführer mit Blick auf die Zahlen. Auch die 130 Rentner sind eingeladen. Das Festprogramm wird nicht ausgeplaudert. Doch so viel darf schon verraten werden. Theaterschaffende werden es mitgestalten und ein Abendessen ist bestellt. "Es ist das erste Mal, dass wir im Theater feiern. Ich freue mich persönlich darauf", sagt Volker Damrath. Dass es Grund zum Feiern gibt, ist dem drei Kilogramm schweren Meteorit zu verdanken, der am 13. Oktober 1819 im heutigen Ortsteil Pohlitz niedergegangen war. Danach beauftragten die reußischen Fürsten 1821 den Tiefbohrspezialisten Karl Christian Friedrich Glenck nach Steinsalz zu suchen und eine Saline zu errichten. 1830 entdeckte man auf dem heutigen Gelände des Werkes ein ergiebiges Salzlager und baute ein Sudhaus. 

Am 3. August 1831 wurde die Saline "Heinrichshall" eingeweiht. Dieser Tag gilt als Geburtsstunde des Chemiewerkes. 1845 entwickelte sich daraus eine chemische Fabrik. Sie produzierte Soda, Salzsäure und Schwefelsäure. 1909 stellte die Saline ihre Arbeit ein. Der Erste Weltkrieg brachte das Werk fast zum Erliegen. 1918 wurde die Produktion nach Übernahme durch die Harkortschen Bergwerke und Chemische Fabriken A.-G. wiederbelebt. Schwefelsäure war ein Hauptprodukt. 1927 verkaufte man zum Schrottpreis an die Zschimmer & Schwarz OHG. Am 1. Juli 1948 ging das Werk als VVB (Z) ALCID, Chemische Fabrik Heinrichshall, in Volkseigentum über. Mit Mühe wurden die Schwefelsäureproduktion stabilisiert und eine Produktionslinie für Düngemittel errichtet. 1962 legte man die Schwefelsäureproduktion still. Später entstanden Anlagen für Kieselgele und Fotochemikalien auf Basis eigener Verfahren. Ab 1981 lösten Kieselsäure, Molekularsiebe und Schwefelverbindungen die Düngerproduktion ab. 1989/90 entstand eine GmbH der Treuhand. Schmerzhaft war die Entlassung von über 300 Arbeitskräften. 1992 erreichte die Mitarbeiterzahl mit 129 ihren Tiefstand.